Notizen von unterwegs: Seltsam

Frühmorgens im Supermarkt um die Ecke: Vor der Tür standen abgezählt 35 Einkaufswagen. Große Hinweisschilder mit allen Verhaltensregeln in dieser Zeit erklärten, dass nicht mehr Menschen gleichzeitig dort einkaufen dürfen. Auch ein neuer Mitarbeiter stand draußen, der abwechselnd an seiner…

Continue Reading

Momente unterwegs….

Vor dem Haus lärmt die Baustelle, um die Ecke stehen Bagger, Tieflader und schwere Geräte. Und dann steht einer der Bauarbeiter, ein Kerl wie ein Schrank, am Bagger. Telefoniert. Fällt in sich zusammen, buchstäblich, vergräbt das Gesicht in den Händen.…

Continue Reading

Begegnungen, Farben, Licht

Bild 01Jetzt hängen sie wieder, in neuen Rahmen, mit feinen Passepartouts: Zwei meiner Lieblingsbilder, die ich vor langer Zeit gekauft habe. Sie begleiten mich seit Jahren, sind mit mir umgezogen, waren auf Wanderschaft vom Büro in den Konferenzraum und von dort weiter in die Wohnung. Zwischendrin haben sie – sorgfältig verpackt in säurefesten Kartonmappen – eine Weile im Verborgenen gelegen. Sie sind eine Erinnerung an berührende Begegnungen, mit Paul und seiner Frau Hanna. Als junger Mann im Zweiten Weltkrieg überlebte er nur um Haaresbreite eine schwere Kopfverletzung und hatte das unfassbare Glück, keine bleibenden Schäden davonzutragen. Es hat ihn aufmerksam gemacht auf die Leiden anderer, denen er gemeinsam mit Hanna zu helfen beschloss. Als Seelsorger, aber auch als Leiter eines Wohnheims für behinderte Menschen im Süden Deutschlands.

Mit Künstlern aus aller Welt verband ihn eine intensive, bereichernde Freundschaft: In seiner Wohnung hingen überall ihre Werke, Größen der Kunst wie Jackson Pollock, Joseph Beuys und viele mehr waren ihm Inspiration, Denkanstoß … und brachten ihn dazu, mit den Bewohnern der Diakonie Wehröfflingen ein besonderes Experiment zu wagen. Begegnungen mit Künstlern und ihren Bildern, die den Menschen in der Diakonie einen anderen, überraschenden Blickwinkel eröffneten. Sie ermutigten, selbst mit Pinsel, Farben und Leinwand ihren inneren Welten Ausdruck zu verleihen. (mehr …)

Continue Reading

Die Farben des Regenbogens

Regenbogenfunken ©HeikeRost.com - Alle Rechte vorbehalten.

Eine Sommergeschichte, es ist schon lange her: Unterwegs mit meiner preußischen Großmutter war ich damals, im Odenwald, ein Kindheitserinnerungsort voller Apfelduft, mit Pilzen und Walderdbeeren, mit Heidelbeeren, barfuß im Gras. Wir gerieten beim Spaziergang in einen ordentlichen Platzregen, offenbar ein Gewitterausläufer. Kamen lachend aus dem Wald gestolpert, durchnässt bis auf die Haut und standen staunend in der großen Wiese am Ende des Wegs. Dort, wo man den weitesten Blick übers Tal hat. Genau den Blick, der auch Herz und Seele weit macht, die Gedanken öffnet und den Kopf befreit für Neues. Der Himmel klarte plötzlich auf zu strahlendem Blau mit ein paar dunklen Wolken und einem so klaren, messerscharfen Licht wie nur an wenigen Tagen im Jahr, meistens nach einem kräftigen Regenguß. Und direkt vor uns: ein perfekter, leuchtender Regenbogen. Doppelt, minutenlang.

Meine Großmutter, die mir bis knapp unter die Schulter reichte, (mehr …)

Continue Reading

Die fidelen Fräuleins von Freiburg

Es ist Jahre her, dass ich die beiden Damen kennen lernen durfte: Johanna und ihre Zwillingsschwester Ruth, Freundinnen meiner preußischen Großmutter. Belesen, klug, lebenserfahren, voller Heiterkeit und Weisheit alle beide. Nach Jugend- und Kriegsjahren in Berlin verschlug es sie ins Süddeutsche. Nach Freiburg, in die Stadt mit dem Münster, von dessen Turm man bei schönem Wetter einen grandiosen Rundblick hat, vom Schwarzwald auf der einen Seite, übers Rheintal bis zu den Vogesen auf der anderen Seite. Manches Mal habe ich sie dort besucht, in der Altbauwohnung mit den hohen, lichten Räumen. Eine überaus fidele Wohngemeinschaft zweier älterer Damen mit liebenswerten Erinnerungen an die Bücherstapel überall.

Bibliothekarin die eine, Verwaltungsrätin die andere, schon von Berufs wegen haben Johanna, genannt Hannchen, und Ruth viel gelesen. Eine bunte Mischung aus Fachliteratur, Belletristik, klassischer Literatur, Zeitschriften und Zeitungen pflasterte die Wohnung; Verteilt nicht nur in Regalen, sondern auf Fensterbrettern, Tischen, Stühlen. Kein Schritt ohne Ermahnung an Besucher, die kurzerhand eine Sitzgelegenheit für sich freiräumen wollten: „Haaaaaalt!!! Auf den Stuhl kannst Du Dich nicht setzen, den Stapel muss ich noch lesen!“. Aus dem Hintergrund kam Ruths Echo: „Moment! Ich mach Dir gleich Platz!“ – auf dem großen Sofa, das so herrlich zum Hineinfläzen und Schmökern einlud, weil der Großteil der Chaiselongue mit Lektüre aller Art übersät war. Auf dem Kopfkissen des großen Betts im Gästezimmer eine Praline vom Chocolatier in Freiburg, dazu eine kleine Auswahl von Artikeln und Büchern für die nächtliche Lektüre des Gastes. (mehr …)

Continue Reading
  • 1
  • 2