Maries Hände

Während der Ausbildung pflegte einer meiner Lehrer zu sagen: „Nichts ist so schwierig zu fotografieren wie Hände.“ Vielleicht, weil sie so beredet stille Geschichten erzählen? Ich mag Hände, genau deswegen, weil man ihnen meistens ansieht, welcher Mensch dazu gehört. Man…

1 Comment

Tante Marie

Ihre Hände waren knotig und knorrig geworden von einem Leben in Arbeit, ein Gesicht voller feiner Fältchen und Falten, die Geschichten erzählten: Vom Lachen und Weinen, von Kummer und Heiterkeit. Von 96 Lebensjahren, die an einem Nachmittag ganz plötzlich und…

2 Comments

Notizen von unterwegs: Seltsam

Frühmorgens im Supermarkt um die Ecke: Vor der Tür standen abgezählt 35 Einkaufswagen. Große Hinweisschilder mit allen Verhaltensregeln in dieser Zeit erklärten, dass nicht mehr Menschen gleichzeitig dort einkaufen dürfen. Auch ein neuer Mitarbeiter stand draußen, der abwechselnd an seiner…

0 Comments

Momente unterwegs….

Vor dem Haus lärmt die Baustelle, um die Ecke stehen Bagger, Tieflader und schwere Geräte. Und dann steht einer der Bauarbeiter, ein Kerl wie ein Schrank, am Bagger. Telefoniert. Fällt in sich zusammen, buchstäblich, vergräbt das Gesicht in den Händen.…

0 Comments

Lebenslänglich

  Am Anfang waren die Schilder. Bunt gemalt, mit ungelenker Schrift stehen sie am Rand der Landstraßen rund um zwei kleine Orte an der Grenze zwischen Pfalz und Hunsrück. Ein Freund, der in der Region lebt, gab den Hinweis auf…

0 Comments

Anna und Manolis

Anna und Manolis aus Keratòkambòs, einem kleinen Ort an der Südküste von Kreta, waren weit über 80 Jahre alt, als ich sie kennenlernen durfte. Ihr Leben lang haben sie hart gearbeitet, zogen im winzigen Häuschen mehrere Kinder groß. Bescheiden, freundlich…

Kommentare deaktiviert für Anna und Manolis

Boule Bretonne

Die mächtige Stadtmauer rund um Intra-Muros, die Altstadt von Saint Malo, ist immer wieder ein Lieblingsplatz. Zwischen den klotzigen Steinwällen und dem Fähranleger versammeln sich allabendlich die Boule-Spieler. Sie sind eine unglaubliche Ansammlung der Skurrilität auf zwei Beinen: Das gallische…

Kommentare deaktiviert für Boule Bretonne

Begegnungen, Farben, Licht

Bild 01Jetzt hängen sie wieder, in neuen Rahmen, mit feinen Passepartouts: Zwei meiner Lieblingsbilder, die ich vor langer Zeit gekauft habe. Sie begleiten mich seit Jahren, sind mit mir umgezogen, waren auf Wanderschaft vom Büro in den Konferenzraum und von dort weiter in die Wohnung. Zwischendrin haben sie – sorgfältig verpackt in säurefesten Kartonmappen – eine Weile im Verborgenen gelegen. Sie sind eine Erinnerung an berührende Begegnungen, mit Paul und seiner Frau Hanna. Als junger Mann im Zweiten Weltkrieg überlebte er nur um Haaresbreite eine schwere Kopfverletzung und hatte das unfassbare Glück, keine bleibenden Schäden davonzutragen. Es hat ihn aufmerksam gemacht auf die Leiden anderer, denen er gemeinsam mit Hanna zu helfen beschloss. Als Seelsorger, aber auch als Leiter eines Wohnheims für behinderte Menschen im Süden Deutschlands.

Mit Künstlern aus aller Welt verband ihn eine intensive, bereichernde Freundschaft: In seiner Wohnung hingen überall ihre Werke, Größen der Kunst wie Jackson Pollock, Joseph Beuys und viele mehr waren ihm Inspiration, Denkanstoß … und brachten ihn dazu, mit den Bewohnern der Diakonie Wehröfflingen ein besonderes Experiment zu wagen. Begegnungen mit Künstlern und ihren Bildern, die den Menschen in der Diakonie einen anderen, überraschenden Blickwinkel eröffneten. Sie ermutigten, selbst mit Pinsel, Farben und Leinwand ihren inneren Welten Ausdruck zu verleihen. (mehr …)

0 Comments

Zbigniew, das Hähnchen

Oft genug bot sein Name Anlass für Spötteleien: Freundlich "Hähnchen", unhöflicher schon "Gockel", ganz und gar unfreundliche Menschen übersetzten »Kurczak« in noch gröberer Weise. Kein freundlicher, sondern ein knurriger Rentner in Neukölln, mit polnischen Wurzeln, das war Zbigniew, kurz nach…

0 Comments

Die Farben des Regenbogens

Regenbogenfunken ©HeikeRost.com - Alle Rechte vorbehalten.

Eine Sommergeschichte, es ist schon lange her: Unterwegs mit meiner preußischen Großmutter war ich damals, im Odenwald, ein Kindheitserinnerungsort voller Apfelduft, mit Pilzen und Walderdbeeren, mit Heidelbeeren, barfuß im Gras. Wir gerieten beim Spaziergang in einen ordentlichen Platzregen, offenbar ein Gewitterausläufer. Kamen lachend aus dem Wald gestolpert, durchnässt bis auf die Haut und standen staunend in der großen Wiese am Ende des Wegs. Dort, wo man den weitesten Blick übers Tal hat. Genau den Blick, der auch Herz und Seele weit macht, die Gedanken öffnet und den Kopf befreit für Neues. Der Himmel klarte plötzlich auf zu strahlendem Blau mit ein paar dunklen Wolken und einem so klaren, messerscharfen Licht wie nur an wenigen Tagen im Jahr, meistens nach einem kräftigen Regenguß. Und direkt vor uns: ein perfekter, leuchtender Regenbogen. Doppelt, minutenlang.

Meine Großmutter, die mir bis knapp unter die Schulter reichte, (mehr …)

2 Comments
  • 1
  • 2