Notizen von unterwegs: Zum Goldenen Tiger

Wehe dem Gast, der im "U Zlatého Tygra" einen der Stühle besetzt, die mit der Rückenlehne schräg am Tisch lehnen! Prompt verscheuchen den Unwissenden die emsigen Kellner, sind diese Stühle doch einzig den Stammgästen der Prager Bierstube vorbehalten, die nachmittags…

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Und es ward Licht …

Immer wieder ist es das Licht, das Momente, Menschen und Landschaften formt und sie einzigartig macht. Das Licht, dessen Farben ein Echo in meinen Gedanken finden.  Das Licht, dessen Intensität so vieles hervorbringt: Ein ganzes Kaleidoskop der Assoziationen aus Klang,…

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Anna und Manolis

Anna und Manolis aus Keratòkambòs, einem kleinen Ort an der Südküste von Kreta, waren weit über 80 Jahre alt, als ich sie kennenlernen durfte. Ihr Leben lang haben sie hart gearbeitet, zogen im winzigen Häuschen mehrere Kinder groß. Bescheiden, freundlich…

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Reisen in die Stille

Seit einer Weile bin ich immer wieder unterwegs in ländlichen Regionen. Fasziniert, versunken in andere Zeiten, auf Zehenspitzen und bisweilen traurig stöbere ich in alten Häusern. Mit ihren Bewohnern verschwinden so viele Lebensspuren, Kultur und Geschichte(n) gehen unwiderbringlich und oft…

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Boule Bretonne

Die mächtige Stadtmauer rund um Intra-Muros, die Altstadt von Saint Malo, ist immer wieder ein Lieblingsplatz. Zwischen den klotzigen Steinwällen und dem Fähranleger versammeln sich allabendlich die Boule-Spieler. Sie sind eine unglaubliche Ansammlung der Skurrilität auf zwei Beinen: Das gallische…

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Brandenburgs Dörfer

Oktober 2015, unterwegs von Leipzig nach Berlin. Die Autobahn ist nach einem schweren Unfall gesperrt, deswegen bin ich hinter Niemegk abgebogen auf die Landstraße. Herbst in Brandenburg, das Wetter passt – unter einem tiefblauen, wolkenlosen Himmel glüht das Laub der Bäume in allen Schattierungen von Feuer. Die Farben der Landschaft und Orte wirken wie aus einer anderen Welt, erinnern an die Beschreibungen Theodor Fontanes. Kopfsteinpflaster aus grobem Blaubasalt, »Katzenköpfe«, macht die Fahrt zu einer reifenrumpelnden Angelegenheit. Entlang der Strecke lassen die Dörfer und Städtchen Kindheitserinnerungen wach werden: Lattenzäune »mit Zwischenraum hindurchzuschaun«, so hätte Morgenstern sie beschrieben. Mal frisch gestrichen, mal windschief und verwittert, manchmal zerbrochen und umgestürzt.

Hinter ihnen breiten sich Bauerngärten neben, vor und hinter den Häusern. Teils verwildert, teils gepflegt, leuchtend vor späten Blumen. Jungfer im Grünen, ein paar Margeriten, zarte Cosmea-Blüten zwischen den Zaunlatten wippen leise im Wind. Bunte Zinnien, Dahlien, leuchtende Ringelblumen, späte Rosen. Und viele Obstbäume, deren Äste sich fruchtschwer der Erde entgegensenken. Äpfel, Birnen hängen als farbenfrohe Tupfer hoch oben, liegen als Fallobst im tiefen Gras und am Straßenrand. Nur noch wenige Häuser in diesen Dörfern sind bewohnt. Einige sind sorgfältig wieder hergerichtet, einige verfallen still vor sich hin. Viele der kleineren Gebäude stehen leer. Ihre blinden, staubigen Fenstern verraten: Das ist schon eine ganze Weile so. Mit heruntergelassenen Rolläden reihen die kleinen Häuser aus friderizianischer Zeit entlang der Dorfstraßen. Ab und an knarrt ein Fensterladen im Wind, als ob er seine Flügel vorsichtig erprobt, um der Leere dort zu entfliehen.

IMG_3186 Eigentlich wollte ich ein wenig durch eins dieser Dörfer schlendern, auf der Suche nach meinen Kindheitserinnerungen anderen Orts. Wollte Bilder machen, von der Kopfsteinstraße mit ihren verfallenden Häusern und verwilderten Gärten, Tonaufnahmen der Stille machen, die nur selten von Reifengerumpel auf dem Blaubasalt und ein paar Vogelstimmen gestört wird. Kaum bin ich aus dem Auto ausgestiegen, bewegt sich in einem Häusern mit den verkrusteten Fenstern sachte ein Vorhang. Ich habe niemanden gesehen, keine Hand, die den Vorhang zur Seite gezogen hat. Vielleicht war es nur ein Windstoß. Wenig später, als ich um die Ecke bog, wird mir klar: Das war kein Luftzug. Wie aus dem Boden gewachsen, steht ein Hüne vor mir, pflanzt sich breitbeinig vor mir auf , fuchtelt mit beiden Händen und brüllt mich an: »Was willst Du hier? Scheiß-Immobilien-Hai, elendes Dreckspack, verpiss Dich, sonst gibts auf die Fresse!« Nur kurz versuche ich zu erklären. Zwecklos, er hört nicht zu, hebt drohend den Arm. Für weitere Debatten ist mir der Mann eindeutig zu aggressiv. (mehr …)

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Begegnungen, Farben, Licht

Bild 01Jetzt hängen sie wieder, in neuen Rahmen, mit feinen Passepartouts: Zwei meiner Lieblingsbilder, die ich vor langer Zeit gekauft habe. Sie begleiten mich seit Jahren, sind mit mir umgezogen, waren auf Wanderschaft vom Büro in den Konferenzraum und von dort weiter in die Wohnung. Zwischendrin haben sie – sorgfältig verpackt in säurefesten Kartonmappen – eine Weile im Verborgenen gelegen. Sie sind eine Erinnerung an berührende Begegnungen, mit Paul und seiner Frau Hanna. Als junger Mann im Zweiten Weltkrieg überlebte er nur um Haaresbreite eine schwere Kopfverletzung und hatte das unfassbare Glück, keine bleibenden Schäden davonzutragen. Es hat ihn aufmerksam gemacht auf die Leiden anderer, denen er gemeinsam mit Hanna zu helfen beschloss. Als Seelsorger, aber auch als Leiter eines Wohnheims für behinderte Menschen im Süden Deutschlands.

Mit Künstlern aus aller Welt verband ihn eine intensive, bereichernde Freundschaft: In seiner Wohnung hingen überall ihre Werke, Größen der Kunst wie Jackson Pollock, Joseph Beuys und viele mehr waren ihm Inspiration, Denkanstoß … und brachten ihn dazu, mit den Bewohnern der Diakonie Wehröfflingen ein besonderes Experiment zu wagen. Begegnungen mit Künstlern und ihren Bildern, die den Menschen in der Diakonie einen anderen, überraschenden Blickwinkel eröffneten. Sie ermutigten, selbst mit Pinsel, Farben und Leinwand ihren inneren Welten Ausdruck zu verleihen. (mehr …)

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Zbigniew, das Hähnchen

Oft genug bot sein Name Anlass für Spötteleien: Freundlich "Hähnchen", unhöflicher schon "Gockel", ganz und gar unfreundliche Menschen übersetzten »Kurczak« in noch gröberer Weise. Kein freundlicher, sondern ein knurriger Rentner in Neukölln, mit polnischen Wurzeln, das war Zbigniew, kurz nach…

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A thought on patience

»Patience is not sitting and waiting, it is foreseeing. It is looking at the thorn and seeing the rose, looking at the night and seeing the day. Lovers are patient and know that the moon needs time to become full.« …

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Wette in 3400 Zeichen

Eine morgendliche Runde im Wintersonnenschein, über Felder und Wiesen: Unter den Sohlen bricht knirschend die dünne Eisschicht der Pfützen. Zweige funkeln im Licht; winzigen Prismen gleich, leuchten in den Reifkrusten kleine Regenbogen. Es ist so hell, selbst eine Sonnenbrille schützt…

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