Rheinmorgen

Rheinmorgen zwischen Sommer und Herbst. Und ein Spaziergangsgedanke zwischen Durchatmen und Seele baumeln lassen:  »Manchmal ist deine Freude die Quelle deines Lächelns, aber manchmal kann dein Lächeln die Quelle deiner Freude sein.« ~Thich Nhat Hanh          …

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Die Musik schweigt …

Manche Momente machen melancholisch: Für eine Auftragsarbeit habe ich einen Konzertsaal mitsamt Flügel fotografiert. Und dann saß ich am Bühnenrand für einen Augenblick, holte tief Luft und war sehr traurig. Weil die Musik verstummt ist, die Stühle verwaist sind, auf…

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Pastis Breton

Ein hinreißender Ort wäre das alte Generalshaus in der Bretagne gewesen: für einen Krimi, ein Psychodrama oder einen Film mit rabenschwarzem Humor. Damals, als ich dort einen Freund besuchte, verwitterte das Gemäuer hinter hohen alten Hecken still vor sich hin.…

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Notizen von unterwegs: Seltsam

Frühmorgens im Supermarkt um die Ecke: Vor der Tür standen abgezählt 35 Einkaufswagen. Große Hinweisschilder mit allen Verhaltensregeln in dieser Zeit erklärten, dass nicht mehr Menschen gleichzeitig dort einkaufen dürfen. Auch ein neuer Mitarbeiter stand draußen, der abwechselnd an seiner…

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Notizen von unterwegs: Olivenbäume und Menschen

Keinen friedvolleren, ruhigeren Ort könnte ich mir vorstellen als die Olivenhaine der Messará auf Kreta. Im Frühling ist der rote Boden unter den Bäumen grün: Alles blüht dort in bunter Mischung, handtellergroße Margeriten, Kräuter, Klee und viele andere Pflanzen, die…

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Notizen von unterwegs: Mozart kugelt sich

Einer der feinsten Plätze zum Sinnieren ist das Salzburger Café Tomaselli am Alten Markt. Mittlerweile in der fünften Generation Familienbetrieb, ist das ehrwürdige Haus trotz der vielen Touristen ein bemerkenswert unterhaltsamer Ort. Auf charmante Weise der Zeit entrückt, wie ein Eingangstor zu…

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Notizen von unterwegs: Zum Goldenen Tiger

Wehe dem Gast, der im "U Zlatého Tygra" einen der Stühle besetzt, die mit der Rückenlehne schräg am Tisch lehnen! Prompt verscheuchen den Unwissenden die emsigen Kellner, sind diese Stühle doch einzig den Stammgästen der Prager Bierstube vorbehalten, die nachmittags…

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Reisen in die Stille

Seit einer Weile bin ich immer wieder unterwegs in ländlichen Regionen. Fasziniert, versunken in andere Zeiten, auf Zehenspitzen und bisweilen traurig stöbere ich in alten Häusern. Mit ihren Bewohnern verschwinden so viele Lebensspuren, Kultur und Geschichte(n) gehen unwiderbringlich und oft…

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Brandenburgs Dörfer

Oktober 2015, unterwegs von Leipzig nach Berlin. Die Autobahn ist nach einem schweren Unfall gesperrt, deswegen bin ich hinter Niemegk abgebogen auf die Landstraße. Herbst in Brandenburg, das Wetter passt – unter einem tiefblauen, wolkenlosen Himmel glüht das Laub der Bäume in allen Schattierungen von Feuer. Die Farben der Landschaft und Orte wirken wie aus einer anderen Welt, erinnern an die Beschreibungen Theodor Fontanes. Kopfsteinpflaster aus grobem Blaubasalt, »Katzenköpfe«, macht die Fahrt zu einer reifenrumpelnden Angelegenheit. Entlang der Strecke lassen die Dörfer und Städtchen Kindheitserinnerungen wach werden: Lattenzäune »mit Zwischenraum hindurchzuschaun«, so hätte Morgenstern sie beschrieben. Mal frisch gestrichen, mal windschief und verwittert, manchmal zerbrochen und umgestürzt.

Hinter ihnen breiten sich Bauerngärten neben, vor und hinter den Häusern. Teils verwildert, teils gepflegt, leuchtend vor späten Blumen. Jungfer im Grünen, ein paar Margeriten, zarte Cosmea-Blüten zwischen den Zaunlatten wippen leise im Wind. Bunte Zinnien, Dahlien, leuchtende Ringelblumen, späte Rosen. Und viele Obstbäume, deren Äste sich fruchtschwer der Erde entgegensenken. Äpfel, Birnen hängen als farbenfrohe Tupfer hoch oben, liegen als Fallobst im tiefen Gras und am Straßenrand. Nur noch wenige Häuser in diesen Dörfern sind bewohnt. Einige sind sorgfältig wieder hergerichtet, einige verfallen still vor sich hin. Viele der kleineren Gebäude stehen leer. Ihre blinden, staubigen Fenstern verraten: Das ist schon eine ganze Weile so. Mit heruntergelassenen Rolläden reihen die kleinen Häuser aus friderizianischer Zeit entlang der Dorfstraßen. Ab und an knarrt ein Fensterladen im Wind, als ob er seine Flügel vorsichtig erprobt, um der Leere dort zu entfliehen.

IMG_3186 Eigentlich wollte ich ein wenig durch eins dieser Dörfer schlendern, auf der Suche nach meinen Kindheitserinnerungen anderen Orts. Wollte Bilder machen, von der Kopfsteinstraße mit ihren verfallenden Häusern und verwilderten Gärten, Tonaufnahmen der Stille machen, die nur selten von Reifengerumpel auf dem Blaubasalt und ein paar Vogelstimmen gestört wird. Kaum bin ich aus dem Auto ausgestiegen, bewegt sich in einem Häusern mit den verkrusteten Fenstern sachte ein Vorhang. Ich habe niemanden gesehen, keine Hand, die den Vorhang zur Seite gezogen hat. Vielleicht war es nur ein Windstoß. Wenig später, als ich um die Ecke bog, wird mir klar: Das war kein Luftzug. Wie aus dem Boden gewachsen, steht ein Hüne vor mir, pflanzt sich breitbeinig vor mir auf , fuchtelt mit beiden Händen und brüllt mich an: »Was willst Du hier? Scheiß-Immobilien-Hai, elendes Dreckspack, verpiss Dich, sonst gibts auf die Fresse!« Nur kurz versuche ich zu erklären. Zwecklos, er hört nicht zu, hebt drohend den Arm. Für weitere Debatten ist mir der Mann eindeutig zu aggressiv. (mehr …)

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La Cucaracha, kretische Art

Ausflüge in die Marktstraße von Iraklion auf Kreta sind immer wieder ein empfehlenswertes Erlebnis. Vielleicht weniger für zart besaitete Zeitgenossen, eher für Neugierige, Fotografen und Entdeckungslustige. Denn zwischen liebevoll dekorierten Schweinsköpfen, drumherum drapierten Ringelschwänzchen, Hufen und Schweineohren hängen fachmännisch gehäutete Kaninchen. Sicherheitshalber verbleiben Fellohren und Puschelschwanz an den frisch geschlachteten Tieren, das ist ein rustikales Signal derjenigen Metzger, die auf sich halten und damit klar machen: bei der angebotenen Ware handelt es sich nicht etwa um Katzen oder Hunde, die »nackt« für den Laien nicht mehr von Kaninchen zu unterscheiden sind. Das behauptete jedenfalls Kostas, der kleine dürren Schlachter um die Ecke – und legte sorgfältig ein paar frische Ringelschwänze um den Schweinekopf. Dezentes Räuspern hinter mir: Mein Reisebegleiter war nicht annähernd so amüsiert oder interessiert wie ich, journalistische Neugier hin oder her.

Von Freunden mieteten wir damals ein kleines Häuschen in der Altstadt von Iraklion. Jenseits aller Touristenströme, umgeben von kretischen Nachbarn, verbrachten wir viele Urlaubstage in der trubeligen Gegend. Vertrieben uns die Zeit mit deutsch-griechischen Palavern, ergänzt durch Hände und Füße: mit den kretischen Nachbarn, über das Wetter, die Politik, Pasok, Papandreou und Mimi, dessen seinerzeitiges frisch angetrautes Busenwunder. Damals lernten wir auch Kostas und seine bessere Hälfte Dimitra kennen, die ihren Mann nicht nur um mindestens zwei Haupteslängen überragte, sondern auch ungefähr viermal so stattlich war wie Kostas. Damals, als wir eigentlich nur ein paar Lammkoteletts zum Abendessen kaufen wollten. Ein wenig Abenteuerurlaub – zumindest für den Stadtmenschen in meiner Begleitung – war auch das. Dimitra öffnete den Kühlraum, verschwand in dessen dunklen Tiefen und kehrte mit einem halben Tier zurück. Hob es am Schwanz in die Höhe und stutzte: Kein Lamm, eine Ziege, daneben gegriffen. Zurück in den Kühlraum, nächster Versuch. Mit Schwung warf sie das halbe Lamm auf den Hackklotz. Meterdickes bestes Olivenholz, seit Dekaden in Gebrauch, zerfurcht von den Kerben des Metzgerbeils, mit dem Dimitra nun begann, blitzgeschwind und treffsicher das Lamm zu zerlegen. (mehr …)

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